Dienstag, 27. Oktober 2015

AntikultiAtelier



Das AntikultiAtelier hat als Raum für Kunst und politische Solidarität von Februar 2010 bis April 2014 in Zürich – zunächst unter dem Namen „Atelier“, dann als AntikultiAtelier – gemeinsam an gestalterisch-politischen Projekten gearbeitet. Im Antikultiatelier wirkten Menschen mit, die in der Schweiz leben und sich mit der Asyl- und Migrationspolitik, mit Rassismus und Repräsentation beschäftigen: viele als Flüchtlinge, andere als MigrantInnen oder SchweizerInnen. Entstanden aus einem Vermittlungsprojekt mit der Autonomen Schule Zürich, dem Institute for ArtEducation der ZhdK und dem Museum für Gestaltung, hat sich das AntikultiAtelier als unabhängiges Kollektiv konstituiert, das in institutionellen und autonomen Räumen (wie dem autonomen Biutisalon, oder dem RAF-Raum für Autonomie unddas Ferlernen im Kochareal)  tätig war. Der Fokus lag auf einer kollektiven Praxis, die sich gegen ein (rassistisches, klassistisches, sexistisches) System richtet, das uns zu Ungleichen macht.
Der Name der ANTIKULTI ATELIERGRUPPE richtete sich bewusst gegen ein Abfeiern von ‚Multi-Kulti’ – gerade in einer Stadt wie Zürich, in der einer folkloristisch inszenierten Weltoffenheit alltägliche rassistische Ausgrenzungen gegenüberstehen. Das AntikultiAtelier kritisiert die Festschreibung von Menschen auf eine wie auch immer verstandene homogene ‚Herkunfts-Kultur’ und das Reden von Kultur, wenn es um Politik und Menschenrechte geht. ANTIKULTI bedeutet nicht ‚gegen Kultur’, sondern die Arbeit an Gegenkultur! Die Idee von Antikulti war, Kunst als Mittel/Waffe zu benützen, um unseren Anliegen eine Sprache zu geben. Kein Geld für Eintritte an kulturelle Veranstaltungen und kein Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu haben, sollte nicht bedeuten, diese Möglichkeiten nicht selbst zu schaffen:  selbst Kultur zu machen und eigene künstlerische Projekte zu realisieren.
In der vierjährigen Arbeit des Kollektivs mit unterschiedlichen Mitwirkenden sind eine Reihe von Materialien entstanden: der Bleibeführer Zürich, Texte und Reflexionen, Landkarten, Bilder und Flyer, und ein Film. Diese Materialien, aus politischer Arbeit entstanden, stehen für Alle zur Verfügung, die in Bildung, Selbstorganisation, im Kulturbetrieb an antirassistischen Perspektiven arbeiten.  
Ein wichtiges Element des AntikultiAtelier war die konstante Reflexion und das Anarbeiten gegen die Machtverhältnisse, die eine Gruppe wie diese durchziehen: zum Beispiel zwischen Leuten mit und ohne gesicherten Aufenthaltsstatus, oder zwischen solchen, die die hegemoniale Sprache als Erstsprache sprechen und denen, die sie lernen. Die Gruppe hat sich auch immer wieder mit den Machtverhältnissen im Kunstfeld auseinandergesetzt und sich zu der Problematik positioniert, dass in Projekten mit Flüchtlingen im Kunstfeld auf Kosten der Beteiligten und der politischen Anliegen symbolisches Kapital produziert wird. Solche Machtverhältnisse müssen auch mitgedacht werden, wenn die Materialien des Antikultiateliers in anderen Kontexten verwendet werden.
Wir ersuchen darum, bei jeder Verwendung von Bildern und Materialen mit diesem Text über das Kollektiv AntikultiAtelier und den Kontext, aus dem die Projekte entstanden sind, zu informieren.  

Antikulti Atelier - english

The AntikultiAtelier  was active between february 2010 and april 2014 in Zurich. In the beginning called „workshop“, lateron „Antikulti-Workshop“, the group worked on cultural/political projects. The group was formed by people who, living in Switzerland, engage with questions of migration and asylum, racism and representation: some being refugees, others migrants or swiss. Initially a joint project between Zurich Autonomous School, the Institute for Art Education at Zurich University of the Arts and the Museum für Gestaltung (Zurich Design Museum), the AntikultiAtelier soon defined itself as an independent collective, working both in institutional as in autonomous spaces (such as the Autonomer Biutisalon, or RAF – Raum für Autonomie und das Ferlernen/space for Autonomy and Unlearning). We focused on a collective practice challenging the (racist/classist/sexist) system that produces the inequity between us.
The name AntikultiAtelier was chosen explicitly to position ourselfes against a celebratory use of multi- and interculturality, especially in a city like Zurich where the folclore celebration of cosmopolitanism clashes with the everyday racist exclusion and violence. The AntikultiAtelier criticises the discourse that fixes people in cultures of their “origin”, no matter how this is defined, and that talks about culture, when the topic is actually politics and human rights. The idea of Antikulti was to use the arts as a means/weapon to have a language for our concerns. Not having the money to attend to cultural events and no access to resources in this society should not keep us from creating these possibilities ourselves: doing culture and realizing own artistic projects.
During the four years of activity of the collective, with changing members, we have produced a series of materials: the Guide on how to stay in Zurich, Texts and reflexions, maps, images and flyers, and videos. These materials, resulting from political work, are available here for everybody working on antiracist perspectives in education, organizing, or culture.
An important element of the AntikultiAtelier was the constant reflexion on the power relations a group such as ours is embedded in: for instance, between people with or without a secure residence permit, or between those who speak the dominant language as first language, and others who are learning it. The group also discussed the power dynamics in the field of art, and positioned itself concerning the problematic production of symbolic capital in art projects with refugees on the back of the people involved. These power relations have to be taken into account also when using the materials of the AntikultiAtelier in other contexts.  
We therefore ask, on any occasion of using images and materials of the AntikultiAtelier, to use this text to inform about the collective and the context of the projects. 

Montag, 23. Juli 2012

Wir sind Anti ...

 

 ANTIKULTI ATELIERGRUPPE                                                

Wir sind keine homogene Gruppe, sondern definieren uns durch eine gemeinsame Tätigkeit. Wir haben verschiedene Geschichten und kommen aus unterschiedlichen Kontexten, sind hier in der Schweiz jedoch mit ähnlichen Realitäten konfrontiert. In der  ANTIKULTI ATELIERGRUPPE versuchen wir, mit unserer Arbeit die Stimme gegen die rassistischen Verhältnisse, die uns aufteilen und isolieren, zu erheben und die ausgrenzenden Bilder, die über uns produziert werden, anzugreifen. Gemeinsam entwickeln wir eine politische Kunstpraxis, die uns ermöglicht durch die Auseinandersetzung mit unseren unterschiedlichen Geschichten eine neue Position zu finden.

Wir wollen nicht „integriert“ werden, nur um ausgebeutet zu werden. Wir suchen nach alternativen Formen der (Selbst-)Integration, als Aneignung der nötigen Werkzeuge (wie der Sprache) und Räume. Wir wollen Integration, um hier aktiv unser Leben realisieren zu können, das heisst auch Kritik an den herrschenden Lebensrealitäten zu üben. Durch Aktivitäten und kritische Diskussionen lernen wir Orte und Lebensrealitäten mit unseren unterschiedlichen Hintergründen in Verbindung zu setzen.

Das kapitalistische System benützt Kunst und Kultur um eine Grenze zwischen uns zu ziehen. Wir verhandeln diese neu und benützen Kunst als Mittel/Waffe um unseren Anliegen eine Sprache zu geben. Kein Geld für Eintritte an kulturelle Veranstaltungen und kein Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen zu haben, halten uns nicht davon ab, diese Möglichkeiten für uns selbst zu schaffen: Wir organisieren selbst kulturelle Anlässe und realisieren unsere eigenen künstlerischen Projekte.

Der Name der ANTIKULTI ATELIERGRUPPE richtet sich bewusst gegen ein Abfeiern von ‚Multi-Kulti’ – gerade in einer Stadt wie Zürich, in der einer folkloristisch inszenierten Weltoffenheit alltägliche rassistische Ausgrenzungen gegenüberstehen. Wir kritisieren die Festschreibung von Menschen auf eine wie auch immer verstandene homogene ‚Herkunfts-Kultur’ und das Reden von Kultur, wenn es um Politik und Menschenrechte geht. ANTIKULTI bedeutet nicht ‚gegen Kultur’, sondern die Arbeit an Gegenkultur!

Wir lassen uns nicht in Kategorien pressen oder als „interessante Thematik“ missbrauchen, die, sobald sie nicht mehr aktuell ist, fallen gelassen wird. Auch wollen wir selbst niemanden auf Objekte reduzieren. Wir vernetzen uns mit anderen Projekten und in konkreten Aktionen. Bei jedem Projekt diskutieren wir gemeinsam, mit wem wir und in welcher Form wir zusammenarbeiten wollen. Es fanden und finden Kollaborationen mit der Autonomen Schule Zürich, dem Museum für Gestaltung und dem Institut for Art Education der ZHdK statt.

Das Atelier ist...

Das Atelier ist ein Raum für Kunst und politische Solidarität. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die in der Schweiz leben und sich mit der Asyl und Migrationspolitik, mit Rassismus und Repräsentation beschäftigen: viele von uns als Flüchtlinge, andere als Migrant_innen oder Schweizer_innen. Mit Kunst, Bildern und Texten gestalten wir eine gemeinsame Arbeit mit politischen Perspektiven.

Der Name der ANTIKULTI ATELIERGRUPPE richtet sich bewusst gegen ein Abfeiern von ‚Multi-Kulti’ – gerade in einer Stadt wie Zürich, in der einer folkloristisch inszenierten Weltoffenheit alltägliche rassistische Ausgrenzungen gegenüberstehen. Wir kritisieren die Festschreibung von Menschen auf eine wie auch immer verstandene homogene ‚Herkunfts-Kultur’ und das Reden von Kultur, wenn es um Politik und Menschenrechte geht. ANTIKULTI bedeutet nicht ‚gegen Kultur’, sondern die Arbeit an Gegenkultur!